Den Begriff des Zwiebelprinzips kennt jeder: Nicht eine dicke, fette, schwere Jacke über dem T-Shirt, sondern mehrere Lagen nach Bedarf! Trotzdem gibt es es imho ein kapitales Missverständnis des Zwiebelprinzips, denn oft sehe ich Leute mit 2 Hemden, 3 Pullovern und 2 Jacken ausgepuffert – die dennoch frieren! Zwiebelprinzip heisst NICHT, dass man  4 Lagen des selben Stoffs anzieht, wenn 2 Lagen nicht reichen!

Oft ist es wirklich so, da werden Fleecepullis (ja Mehrzahl) und Sweatshirts, idealerweise noch aus Baumwolle) aus dem Rucksack gezogen, mit einem Volumen, in dem andere Ihre Schlafsäcke verpacken. Klar kann das funktionieren, aber das ist kein Zwiebelprinzip. Die Zwiebel hat auch mehrere verschiedene Schichten, angefangen bei der verhärteten Aussenhülle, über die mittlere Schutzhülle und die innere Haut. Sie hat nicht 3 Pufferschichten, etc…

Zwiebelprinzip, das heisst in der Praxis 3 Schichten:

  1. Baselayer (Unterwäsche, die die Feuchtigkeit abtransportiert (sonst Auskühlung durch Verdunstung))
  2. Insulation Layer (das, das wärmt)
  3. Outer Shell (Die Schutzschicht)

Baselayer kann sein: Sportunterwäsche aus Kunstfaser, Unterwäsche aus tierischen Fasern (Merino Wolle) oder Mischgeweben (ein relativ neuer Trend ist Baumwolle mit Bambus oder Kokos Viskose, was die negativen Eigenschaften der Bauwolle ausgleicht). Die einzige Aufgabe dieser Schicht ist es, die Feuchtigkeit vom Körper weg zu transportieren und schnell abzugeben / zu trocknen.

Der Insulation Layer ist dann das, was warm hält. Hier ist, wie in Teil 2 der Serie beschrieben, der Loft entscheidend für die Funktion. Das kann, in wärmeren Zeiten / Klimazonen nur eine Fleecejacke oder ein Merino Pullover sein oder, wenn es kälter wird, eine Kälteschutzjacke mit Kunstfaser / Hohlfaser Füllung oder Daunenfüllung. Je nach Beschaffenheit kann und sollte diese Schicht bereits winddicht und wasserabweisend sein, damit sie nicht zwingend mit der 3ten Schicht kombiniert werden muss!

Zuletzt kommt dann die Outer Shell, hier geht es nur um den Schutz! Schutz vor Wind, Regen und/oder mechanischer Belastung. In 90% der Fälle wird das eine Regenjacke oder neudeutsch Hardshell sein! Atmungsaktives Laminat, gewachste Naturfasern oder beschichtete Kunstfaser dominieren hier die Auswahl. Atmungsaktivität ist ein Plus, aber kein Muss – atmungsaktive Kunstfasern und Laminate brauchen einen Temperaturunterschied von bis zu 20°C um volle Leistung zu bringen. Das wiederum bewirkt, dass Laminate und atmungsaktive Stoffe ihre Vollast nur bei Temperaturen unter 17°C ausspielen können. Ist es wärmer, kann man auch darüber nachdenken, bei Regen kurzfristig eine leichtere, nicht atmungsaktive Schicht anzulegen und nach Bedarf wieder abzulegen – spart Gewicht im Rucksack und schaft Raum im Geldbeutel. In vorwiegend trockenen Gegenden reicht auch eine winddichte Schicht aus, um diesen Zweck zu erfüllen, bei längeren Lagern mit Lagerfeuer bietet sich auch behandeltes Baumwollgewebe an, wegen der Funkenressistenz!

Die Anwendungsbebiete in der Praxis sind vielfältig, konstant ist eigentlich immer nur die schnell trocknende Baselayer. Ob darüber dann Daunenjacke und Hardshell bei -17°C oder nur das Merinohemd mit Windbreaker beim kühlen Abendwind in den Alpen kommen, ist immer fallbezogen. Essentiell wichtig ist, dass die Schichten immer so getragen werden, dass man nicht überhitzt und schwitzt – denn das hätte ultimativ auskühlen zur Folge!

Als Beispiele, meine Kombi auf dem Foto oben(!) ist eine Primaloft Hose und Jacke, darunter Bambus Viskose Shirt, darüber eine Laminat Hardshell.

Auf dem folgenden Foto war ich stark in Bewegung, daher habe ich nur eine Fleecejacke an – da kein spürbarer Wind ging, ohne die Shell darüber.

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Das nächste Bild ist im Herbst entstanden, es war sehr nass, aber nicht kalt. Daher war unter der Hardshell nur das Woolpower Longsleeve angesagt – dafür aber auch eine Hardshell Hose!

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Und das letzte Bild, bei -17°C, 30km/h Wind und keinerlei natürlichem Windschutz – Merino Baselayer, Hohlfaser Kälteschutz und Laminat Hardshell!

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Ich hoffe, der Überblick hat euch gefallen, Fragen, Anregungen und Kritik werden natürlich gerne gesehen!